Was am 1. Oktober 1924 durch die Radio-Verkehrs AG (kurz RAWAG) und den Worten „Hallo, hallo! Hier Radio Wien auf Welle 530″ begann, begleitet uns nunmehr bald ein halbes Jahrhundert durch den Tag und so manche Nacht.
Dabei hörten und hören wir nicht nur passiv Radio, wir waren lange Zeit aktiv im Radio. Mit Mikro und Aufnahmegerät schwirrten wir für die ORF Mittelwelle und später für Radio Orange für Interviews aus, fingen für Meinungsumfragen O-Töne ein. Aus denen schnitten wir dann unzählige „ähms“, Räusperer und Versprecher – erst händisch, später digital – und moderierten Sendungen, die sich definitiv mehr Hörer*innen verdient gehabt hätten. Bedauerlicherweise sind die von uns noch auf Kassetten und Minidiscs gespeicherten Sendungen bei Umzügen verloren gegangen. Sendungen zu den Themen Hausgeburt, Mensaessen, Schwarzfahren, Glückssuche oder ob Geld tatsächlich stinkt.
Intensiv, weil ereignisreich erlebten wir die 90er-Jahre, in denen mit dem Privatradiogesetz und einer entsprechenden Novellierung das Monopol des ORF gebrochen wurde und privat-kommerzielle, aber auch freie Sender endlich „on air“ gehen durften. Österreich galt ab sofort nicht mehr als Medien-Albanien, was unter anderem in einer unserer Diplomarbeiten mit dem Titel „Zum Selbstbild freier Radiomacher“ nachzulesen ist.
Unsere persönliche Zeitreise vor dem Radiogerät begann einst mit Nöstlingers legendärem „Dschi-Dschei-Wischer“ und der Sendung „Das Traummännlein kommt“. In den Ferien lauschten wir gemeinsam mit den Großeltern „Autofahrer unterwegs“ und versammelten uns Punkt 12 Uhr zur Einspielung des Mittagsläutens irgendeiner österreichischen Pfarrkirche um den Mittagstisch. Wir trauten uns kaum zu schlucken, wenn die ältere Generation wissbegierig die Nachrichten verschlang, die wir jüngere Generation nur häppchenweise aufnehmen konnten. Verstanden fühlten wir uns hingegen von „Talk Radio“. Dieses Sendeformat hat uns wie Casey Kasems „Amercian Top 40″ mit seinem Schlusssatz „Keep your feet on the ground, and keep reaching for the stars“ und natürlich die heute noch aktive Gerda Rogers mit ihren „Sternstunden“ die ganze Jugend über begleitet.
Heute schätzen wir insbesondere Informationssendungen, die wir „on demand“ in Ruhe nachhören können. In erster Linie ist Radio für uns jedoch Unterhaltungsmedium. Ein guter Song rettet so manchen trüben (Herbst-)Tag und bringt neuen Schwung in den ImPressRoom.
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