“Junge, ist das lecker!”, meint mein Sohn, nachdem Opa wie so oft zu Mittag für seine Enkel Rindsroulade in Sterneküche-Niveau auf den Teller gezaubert hat. Und wie so oft, ärgere ich mich als Verfechterin der österreichischen Sprache über die Worte „Junge“ und „lecker“, schlucke die Krot aber mit dem guaden, saftigen Stück Fleisch runter.
Das Österreichisch stirbt nicht aus, beruhigt Professor Mag. Bernhard Heinzlmaier, Jugendforscher und Sozialwissenschafter in einer März-Ausgabe der Krone Bunt. Denn dass Kinder und Jugendliche „influenced“ von sozialen Medien das Deutsch bevorzugen, trifft in erster Linie auf die gesprochene Sprache und nicht auf das geschriebene Wort zu. Angeblich, weil noch einheimische Redaktionen für die Medien in unserem Land arbeiten. Fragt sich nur, ob der Nachwuchs irgendwann doch noch mit dem Lesen von Zeitungen & Co. beginnt. Und warum unsere Generation, mit norddeutsch gespickter Literatur großgeworden, dann doch so viel Wert auf gesprochenes und geschriebenes Österreichisch legt. Früher war eben nicht alles besser. Auch da buddelten die Fünf Freunde in Sandkuhlen, Tom Sawyer forderte seine Tante zum Gucken auf um dem Stock zu entgehen, Puppenmütterchen Nesthäkchen hopste schwatzend mit piekenden Haarnadeln durch den Tiergarten und selbst bei Mira Lobes Geggis wuchs ein Bonbonbeerbaum.
Dass sich Sprache wandelt, ist ein völlig normales Phänomen, darüber haben wir schon mehrmals in unserem Blog philosophiert. Dass sich Sprache sogar ununterbrochen verändern müsse, konstatiert der Soziolinguist Manfred Glauninger in einem Interview mit der Tageszeitung „Der Standard“. Es wäre „realitätsfern, sprachliche Grenzen einzuzementieren.“ Ein Dialekt verschwinde laut Glauninger nur dann, wenn man ein bestimmtes unveränderliches Bild davon habe. Opas Kärntnerisch war auch nicht schon immer so wie er es spricht.
So stelle ich meine Verlustangst, den Dialekt als Kulturgut zu verlieren, hintan und entemotionalisiere mit den Worten: „Jungs, war krass lecker!“.
Quellen: Der Standard, Krone bunt;